Neues Sehen - Neue Sachlichkeit. Fotografische Positionen in Westfalen vom Bauhaus bis heute
Eine Wanderausstellung des LWL-Museumsamtes für Westfalen in Kooperation mit dem Fotografen Dieter Blase
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) nimmt das Jubiläum 100 Jahre Bauhaus zum Anlass, in der Wanderausstellung „Neues Sehen – Neue Sachlichkeit. Fotografische Positionen in Westfalen vom Bauhaus bis heute“ Impulse aus Westfalen auf die klassische Moderne im Bereich der Fotografie aufzuzeigen. In drei Zeitabschnitten stellt die Ausstellung dar, wie sich die Fotografie in Westfalen zu einem eigenständigen künstlerischen Medium entwickelte: Beginnend bei den Fotografen des Bauhauses und Albert Renger-Patzsch bis zu zeitgenössischen Künstlern verdeutlicht die Ausstellung Traditionslinien und Brüche. Die Schau startet am 21. Juni 2019 in Hagen und ist bis November 2020 an sieben weiteren Standorten in Westfalen-Lippe zu sehen.
Die Fotografen des Bauhauses gingen bei den Darstellungskonzepten neue Wege: Aufsicht, Untersicht, Nahaufnahmen und Experimente mit Licht nutzten sie als Stilmittel. Albert Renger-Patzsch setzte mit den „Ruhrgebietslandschaften 1927-1935“ einen Kontrapunkt zu diesen Kompositionsschemata. Absolute Gegenstandstreue, präzise Beleuchtung der Objekte und Detailgenauigkeit waren sein Credo. In der Tradition steht auch OttoSteinert, der die Anregungen aufgriff und weiterentwickelte. Damit ist die künstlerische Fotografie in Westfalen nicht nur um regionalspezifische Motive bereichert worden, sondern auch um international bedeutende Fotografen, wie Albert Renger-Patzsch (Möhnesee-Wamel), Otto Steinert (Essen) und Erich Angenendt (Dortmund). So wurden Architektur und Landschaft Westfalens zum Thema für die klassische Moderne. Die insgesamt 54 ausgestellten Arbeiten zeigen, dass sich die westfälischen Fotografen im künstlerischen Spannungsfeld von Dokumentation und Abstraktion bewegten.
Bauhaus und Neue Sachlichkeit haben die Grundlagen einer Moderne in Deutschland von 1919 bis 1933 gelegt. Fotokünstlerische Strömungen wie „subjektive fotografie“, aber auch Einzelpositionen nahmen das avantgardistische Erbe nach dem Zweiten Weltkrieg wieder auf. Auch die jüngere Fotogeschichte offenbart zahlreiche Berührungspunkte zur Ästhetik und Programmatik der Neuen Sachlichkeit. Dies zeigt sich beispielsweise in der Studienklasse von Bernd und Hilla Becher an der Kunstakademie Düsseldorf.
„Mit der Ausstellung wollen wir den Blick dieser Fotografen dokumentieren: Wie nahmen sie die Umwelt wahr? Es gibt weder eine Fokussierung auf einen Fotografen, noch auf ein Thema“, sagt LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, „Schwerpunkte sind das Bauhaus und die Neue Sachlichkeit und die Folgen. Die Ausstellung soll das Verständnis für zeitgenössische Kunst und insbesondere für Stile und Themen zeitgenössischer Fotografie in Westfalen stärken.“
54 Reproduktionen, vintage prints und modern prints werden durch einige Objekte wie Bücher und Zeitschriften in Vitrinen ergänzt. Der Sammler und Galerist Jürgen Wilde unterstützt die Ausstellung mit wichtigen Werken von Albert Renger-Patzsch. „Die Ausstellung verdeutlicht die Wurzeln aktueller Entwicklungen und leistet einen Beitrag zu der gegenwärtigen kulturpolitischen Diskussion um die kulturelle Allgemeinbildung breiter Bevölkerungsschichten“, so die Leiterin des LWL-Museumsamtes, Dr. Ulrike Gilhaus. „Damit kommt der LWL seinem Auftrag nach, Kultur in die Fläche zu bringen und allen Menschen in Westfalen den Zugang zu kulturellen Angeboten zu ermöglichen“, sagt Gertrud Welper, Stellvertretende Vorsitzende der LWL-Landschaftsversammlung, die die Ausstellung in Hagen eröffnet.
Ein Katalog vertieft die Themenbereiche und zeigt die einzelnen Werke der Ausstellung. Er umfasst 140 Seiten mit zahlreichen Abbildungen und kann bei den Ausstellungsstationen oder beim LWL-Museumsamt für 14,90 Euro erworden werden.
Darüber hinaus wurde von der Geschichtsmanufaktur Dortmund ein museumspädagogisches Begleitprogramm für Erwachsene sowie die Sekundarstufe II entwickelt.
Hintergrund
Das Bauhaus, als Hochschule 1919 in Weimar von Walter Gropius gegründet und später in Dessau und Berlin beheimatet, feiert 2019 sein hundertjähriges Bestehen. Unter dem Motto „100 jahre bauhaus im westen“ stellt Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit den beiden Landschaftsverbänden Rheinland (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL) durch Ausstellungen und andere Veranstaltungen die Reformideen und Wirkmacht der Bauhaus-Bewegung vor, die noch heute unser tägliches Leben beeinflusst. Auch das LWL-Museumsamt für Westfalen nimmt dieses Jubiläum zum Anlass, in der Wanderausstellung „Neues Sehen – Neue Sachlichkeit. Fotografische Positionen in Westfalen vom Bauhaus bis heute“ Impulse aus Westfalen auf die klassische Moderne im Bereich der Fotografie aufzuzeigen.
Ausstellungsstationen
Osthaus Museum, Hagen
21.06.2019 - 18.08.2019
Mindener Museum
24.08.2019 - 20.10.2019
Städtisches Museum Warstein
03.11.2019 - 05.01.2020
Medizin- und Apothekenmuseum Rhede
12.01.2020 - 08.03.2020
Museen der Stadt Lüdenscheid
16.05.2020 - 12.07.2020
Museum Haus Hövener, Brilon
19.07.2020 - 13.09.2020
KulturBahnhof Grevenbrück, Lennestadt
15.09.2020 - 18.10.2020